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"Nur kein Schreibtischtäter"


Er zählt zu den wohl bedeutendsten Komponisten der Gegenwart, ist einer der Mitbegründer des Klangforum Wien, hat auch als Dirigent großen Erfolg und feiert heute, Montag, seinen 50. Geburtstag: Beat Furrer.

"Ich lebe immer in der Zukunft, höchstens einmal in der Gegenwart", meint Furrer, der auch zum Jubiläum "nicht gern zurückblickt". Als Dirigent seiner eigenen Werke steht Furrer heute in Graz, am Dienstag in Wien (Konzerthaus) am Pult des Klangforums. "Ich dirigiere gern eigene Sachen, denn da habe ich die Kontrolle, vor allem aber den direkten Kontakt zu den Musikern und dem Publikum. Man ist als Komponist kein Schreibtischtäter, sondern will den Menschen etwas sagen, vermitteln.

ZEITSPIELE
In Beat Furrers Fall ist das meist ein virtuoses Spiel mit der Zeit, ihrer Überwindung und mit dem Klang in all seinen Variationen. Furrer: "Schon sehr früh haben mich Fragen der Wahrnehmung von Klängen, Geräuschen und Räumen interessiert." Entsprechend filigran und fein gesponnen sind Furrers Werke von der "kleinen Form" bis zur Oper.

Eine solche, oder vielmehr ein "Musiktheater" ist gerade im Entstehen begriffen: "Ich arbeite mit Christoph Marthaler an ,Fräulein Else' von Arthur Schnitzler. Der Stoff fasziniert mich und auch das Raumkonzept (Else im Zentrum; das Publikum wird vom Orchester umringt, Anm.) ist großartig." Uraufführung ist in Donaueschingen, aber "es gibt auch Gespräche mit den Wiener Festwochen."

Stichwort Wien: Hier ist der gebürtige Schweizer und Wahlösterreicher 1975 "hängen geblieben". Der Grund: "Ich hatte mit Roman Haubenstock-Ramati einen grandiosen Lehrer. Aber das Wien von damals ist mit dem von heute nicht vergleichbar. Da ist so viel Positives passiert."

Und wie sieht Furrer, dem nächstes Jahr beim Festival Wien Modern eine Personale gewidmet wird, den Zustand der zeitgenössischen Musik? "Die Stadt hat in den letzten Jahren aufgeholt. Die Neugier wächst, und auch die Anzahl der Mitstreiter steigt immer mehr. Das ist gut so."

Empört ist Furrer über die Attacken gegen Peter Oswald, den finanziell in Bedrängnis geratenen Leiter des "steirischen herbst": "Was da in manchen steirischen Zeitungen geschrieben wird, grenzt an Rufmord. So zerstört man Visionäre. Kunst aber lebt von Visionen."

Peter Jarolin

erschienen in:
Kurier, 06. 12. 2004