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Apokalypse mit Akkordeon
"Babel,n" beim steirischen herbst uraufgeführt


Mürzzuschlag - Die "Offenbarung" des Johannes, die in der Bibel die Welt mit üppigen und düsteren Bildern enden lässt, inspirierte über die Jahrtausende Künstler aller Sparten. Der Wiener Dichter Ferdinand Schmatz bearbeitete diesen und andere Teile der Heiligen Schrift in seinem 1999 erschienen Gedichtband das grosse babel,n. Jener Teil über die Apokalypse wurde als "Schrammmeloper" vergangene Woche für zwei Abende im Kunsthaus von Mürzzuschlag auf die Bühne gestellt.

Wiener Heurigenmusik samt vereinzelten Jodlern aus Konserve stimmten die Besucher auf den jüngsten Tag ein. Der Akkordeonist Walther Soyka sorgte für den - zwischen den Atemzügen seines Instruments - elektronischen Soundteppich, auf dem der Autor selbst in einen gelesenen Dialog mit den Schauspielerinnen Brigitta Furgler und Julia von Sell tritt. "Sängel" heißen die Mischwesen zwischen Engeln und Sängern, denen Furgler und Sell, an kleinen Stehpulten positioniert, ihre Stimmen liehen.

Hinter den vier Künstlern prangt ein Bühnenbild der ortsansässigen Arnold Schönberg Kunstschule, dass Assoziationen zu einer avantgardistischen Dunstabzugshaube weckt und zum Grübeln verführt. Traf hier jemand Vorbereitungen für den Weltenbrand? Oder war der Turm von Babel in Wahrheit ein Metallener Tunnel, in dem sich die Sprachen vielstimmig verloren?

Der kraftvolle musikalische Text von Schmatz und Soykas Variationen zu traditioneller Schrammelmusik sind alles andere als langweilig, trotzdem: Wer sich von einer Oper etwas mehr erwartete als eine szenische Lesung mit Musik und ein paar Lichteffekten, wurde von Regisseur Lucas Cejpek enttäuscht.

erschienen in:
Der Standard, 25. 10. 2004