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Veronica Kaup-Hasler neue "herbst"-Intendantin
Leiterin des "Theaterformen". Festivals wechselt 2006 nach Graz. Jungwirth: "Ideal für Spagat zwischen lokal/regional und. international". Oswald: "Richtiges Signal".


"Große Überraschung". Die aus Dresden gebürtige und in Wien aufgewachsene Dramaturgin und Festivalleiterin Veronica Kaup-Hasler (36) wird von 2006 bis 2009 Intendantin des Festivals "steirischer herbst". Das wurde gestern, Mittwoch, Abend bekannt gegeben. "Es war für mich eine große Überraschung", erklärte die designierte Intendantin, die seit 2001 das Festival "Theaterformen" in Hannover und Braunschweig leitet, sie habe gestern bereits kurz nach ihrem Hearing von ihrer Designierung erfahren.
Neun Kandidatinnen und Kandidaten waren in die engere Wahl gekommen. Der amtierende Intendant Peter Oswald begrüßt die Nachfolgelösung als "richtiges Signal", das vielen "blöden Gerüchten von einer Provinzialisierung" entgegenwirke.
"herbst"-Präsident Kurt Jungwirth zeigte sich mit der Entscheidung "absolut zufrieden". Kaup-Hasler sei "ideal für den großen Spagat zwischen lokal/regional und international", habe großes Interesse am Mehrspartenfestival und verstehe es, auf Partner zuzugehen. Auch der Zeitpunkt der Entscheidung sei richtig gewesen, in Berücksichtigung der Vorlaufzeiten für die Programmierung 2006 und vor dem aktuellen "herbst".
Zeit ist ein bisschen knapp. Dagegen meinte Kaup-Hasler, die Zeit bis zu ihrem ersten "herbst" sei "ein bisschen knapp". Sie werde zwar sicher den bei den "Theaterformen" eingeschlagenen Weg der Erst- und Uraufführungen auch in Graz weitergehen ("Das ist ja auch das Wesen des steirischen herbstes, das kann man noch weiter ausbauen und viel radikaler formulieren.") und sich auch wie in Hannover und Braunschweig darum bemühen, in der Stadt sichtbare temporäre Zeichen zu setzen, die das Nicht-Theaterpublikum erreichen könnten, "aber das Konzept der 'Theaterformen' ist sicher nicht nach Graz zu übertragen." Sie werde versuchen, Grenzen "lustvoll zu überschreiten und zu unterwandern" und nach Symbiosen und Synergien zwischen Wissenschaft, Tanz, Bildender Kunst, Theater, Literatur und anderen Kunstsparten suchen.
Jetzt muss man abwaschen. Die Zukunft des Festivals in Niedersachsen sei nicht geklärt, sie hoffe aber in Verhandlungen, die Weiterführung zu sichern, auch wenn sie dann nicht mehr "Theaterformen"-Leiterin sei. In Hannover habe sie nach der EXPO einen ähnlichen Katzenjammer vorgefunden, wie er jetzt Graz nach dem Kulturhauptstadtjahr nachgesagt werde. "Das ist nur allzu verständlich, wenn man so eine große Sache macht, dieses Gefühl. Das Fest ist vergangen, die Teller sind schmutzig, und man muss jetzt abwaschen gehen. Es geht darum, danach neue Zeichen zu setzen und den Menschen wieder Lust zu machen - das ist mir in Hannover und Braunschweig gelungen, das wird hoffentlich in Graz nicht anders sein." Ihre Bedingung sei gewesen, "dass ich keine Schulden übernehme. Und ich werde die List-Halle anmieten, je nachdem ob ich sie mir leisten kann oder nicht."
Pläne. Intendant Peter Oswald, dessen vorletzter "herbst" in Kürze beginnt, meinte, das Festival habe "mehr Vitalität und Internationalität als dies in Graz wahrgenommen wird" und stehe "unter dem wunderbaren Druck, sich selbst ständig neu erfinden zu müssen". Es habe auch einen ausgezeichneten Präsidenten, streute Oswald Kurt Jungwirth Rosen, der auch im Zusammenhang mit dem Prozedere der Bestellung von Kaup-Hasler medial kritisiert worden war. Zu seinen eigenen beruflichen Plänen sagte Oswald, der "trotz aller Bandagen mit dem Herzen am 'herbst'" hängt", er werde keine Intendanz annehmen, sondern sich künftig vornehmlich außerhalb des Kulturbereichs bewegen. Zudem will er sich verstärkt dem Plattenlabel "Kairos" widmen, das er mit seiner Frau betreibt.

erschienen in:
Kleine Online, 23. 09. 2004