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Wenn die "Klassiker" als Säulen herhalten
Avantgarde 50plus: Der demnächst beginnende "steirische herbst" setzt im 37. Jahr verstärkt auf die Arrivierten. Krise ist überall, Chance auch.


Das Motto des heurigen Festivals "Krise ist überall" sei nicht auf den "steirischen herbst" selbst zu münzen, versuchte Peter Oswald eventuellen Kritikern vorauseilend den Wind aus den Segeln zu nehmen. Dennoch muss man konstatieren, den Intendanten, Leidenschaftler im Zweitberuf, schon euphorischer über sein Programm sprechen gehört zu haben als bei der Pressekonferenz in Graz. Ein gewisses Post-2003-Syndrom samt Diktat der schmäleren Kassen und der Muskelkater, von der List-Halle herrührend, mit deren Betrieb sich das Festival bekanntlich überhoben hat, sind wohl die Hauptgründe, dass man heuer leiser treten muss. Kein Wunder also, dass man sich bei der Aufzählung von Höhepunkten vor allem an die Uraufführung von Wolfgang Bauers "Foyer" klammert. Ein "Klassiker", über dessen Qualitäten man gar nicht erst ein Wort verlieren muss, soll demnach die Kastanien aus dem nicht gerade hoch lodernden "herbst"-Feuer holen.
Stück."Wir mussten den Mythos, den Bauer in der Stadt hat, bei den Vorbereitungen zur Seite schieben", sagt Pia Hierzegger vom "Theater im Bahnhof" (TiB), das mit "Foyer" die letzten zwei Stunden eines krisenbehafteten Autors beleuchten wird.
Klassiker. Olga Neuwirth oder Johannes Kalitzke sind Kapazunder beim "musikprotokoll", aber detto fast schon Klassiker. Die Idee von "Third Places", Alltagskultur (Fußball, Video-Games, Musik-Clips) und Hochkultur zu verschmelzen, klingt nett, aber nicht rasend neu. Und das Thema "Kälte" im Grazer Literaturhaus wird Newcomern wie Gerhard Rühm, Konrad Bayer oder Christoph Ransmayr gewidmet sein.
Uraufführungen. Oswalds Wort vom "Zeiterkundungsfestival" lösen immerhin die Uraufführungen von Gerhild Steinbuch (21 Jahre jung) und Johannes Schrettle (24) am Schauspielhaus ein. Und im "großen Flechtwerk mit unzähligen Partnern" (Präsident Kurt Jungwirth) kann bei Avantgarde 50plus halt auch einmal das kleine Feine neben dem großen Üblichen deutlicher herausleuchten. So gesehen ist "Krise" als Übersetzung für Entscheidungs- und Wendepunkt vielleicht sogar Chance. Und Chance ist überall.

Michael Tschida

erschienen in:
Kleine Zeitung, 29. 09. 2004